Samstag, 15. November 2008

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? - Niemand! - Und wenn er aber kommt??

Man hört eher selten davon, wie gefährlich die Stadt Washington eigentlich ist. Mir war es selbst kaum bewusst, bevor ich dort hinzog, und der erste Ausflug mit dem Bus zum Supermarkt auch ziemlich schnell der Letzte seiner Art wurde. Es vermittelt einem einfach kein gutes Gefühl, wenn einen schon der Busfahrer fragt, was man denn hier will.
Abgesehen von Capitol Hill, der Gegend in der Mitte von Washington nahe des Capitols, und evtl. noch George Town, wo viele Politiker, Lobbyisten, und deren Mitarbeiter leben, möchte man in DC wirklich nicht alleine Nachts auf der Straße umherwandern. Das erschreckende ist auch, wie schnell man aus diesen "sicheren" Vierteln heraus, und in einen gefährlichen hineinwandert ist. Das typisch amerikanische Phänomen, dass die reichsten Stadtteile meistens direkt an die ärmsten grenzen, trifft wohl auch in diesem Fall zu. Bei Neuankömmlingen und Touristen sorgt dass immer wieder für nette Überaschungen, wenn diese sich zwei Straßen zu weit von ihrer Touristenattraktion wegbewegen. Wenn sie nicht gerade fassungslos oder zumindest sehr verlegen vor einer homeless shelter landen (in DC leben geschätzte 6000 Obdachlose), dann doch zumindest in einer Gegend, die so garnicht prunkvol, mächtig, prächtig und monumental aussieht wie der Teil der Stadt, in dem sie vor 5 Minuten noch waren.
Colbert I. King hat die Situation in einem Op-Ed piece in der Washington Post sehr schön zusammengefasst. Er vermittelt einen guten Eindruck von jenem Gesicht der Stadt, das die neue Präsidentenfamilie wohl nicht zu sehen bekommen wird am Beispiel einer Gegend, die nur wenige Minuten vom Weißen Haus entfernt liegt. Und wie schon gesagt, es gibt nicht viele Gegenden, die man in dieser Stadt als sicher bezeichnen kann. Das Washingtoner Police Department gibt einem auf seiner Webseite die Möglichkeit, die Verbrechensstatistiken auf einer Karte anschaulich zu machen. Wenn ich dort die Adresse meiner Arbeit eingebe (in unmittelbarer Nähe zum Capitol, in einer der "besseren" Gegenden), und mir dann die Verbrechen, die in diesem Jahr in 500 Fuß Umkreis (ca. 150m) passiert sind, anschaulich machen lasse, scheint es in der Tat so schlimm nicht zu sein: 3 Gewaltverbrechen (allerdings ohne Waffe; Glück gehabt) und 14 Eigentumsdelikte. Nun erweitere ich den Suchumkreis spaßhalber auf 1500 Fuß (ca. 457m): die Rate der Gewaltverbrechen schießt auf 35 hoch, die der Eigentumsdelikte auf 102. Während ich also den Umkreis verfdreifacht habe, haben sich die Gewaltverbrechen fast verzwölffacht (und nun waren auch einige mit Waffengewalt dabei).

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