Freitag, 28. November 2008

Indien.

Andrew Hammel hat in seinem Blog anlässlich der Ereignisse der letzten Tage seine eigenen Gedanken zu Indien aufgeschrieben. Auf eine Art und Weise, und mit wenigen Worten und ein paar eindrucksvollen Bildern, die mir das Land letzendlich doch noch etwas näher gebracht haben.

Ich verstehe Indien nicht. Ich hatte noch nie die Gelegenheit, diesen Teil der Welt zu bereisen, und außer den hilfreichen Menschen in Bangalore, die mir von ihrem Callcenter aus helfen wenn mein Drucker mal wieder versagt, habe ich auch keinen wirklich brauchbaren Eindruck von diesem Land. Zwischen der zerfletterten Berichterstattung, und der nagenden Frage in meinem Kopf, warum man in Deutschland von Bombay und in den USA von Mumbai spricht, war dieser Blogeintrag das Einzige, was in der ganzen Informationsflut etwas Sinn ergeben hat.
Danke Andrew.

Donnerstag, 27. November 2008

Es tut sich was.



Es wird fleißig gebaut in der Hauptstadt. Der Tag, an dem der 44. Präsident der USA eingeschworen wird, rückt schnell näher, und während Arbeiter damit beschäftigt sind, die Bühne, auf der das Spektakel stattfinden wird, zu errichten, sind die Bewohner der Stadt dabei, ihre Häuser, Wohnungen und Zimmer an Schaulustige zu vermieten. Bis zu 4 Millionen Menschen werden am 20. Januar erwartet. Das ist eine unglaubliche Menge an Menschen. In der Stadt selbst leben gerade mal eine halbe Million Menschen. Dazu kommt nochmal eine halbe Million Pendler, die in DC arbeiten, aber außerhalb der Stadt wohnen. Selbst wenn man beide Gruppen zusammennimmt, kommt man gerademal auf ein Viertel der Menschenmenge, die für Obamas Amtseinführung erwartet werden.

Ich glaube, was genau uns an diesem Tag erwarten wird, weiß niemand. Ich hoffe nur, dass es friedlich zugehen wird. Und werde U-Bahnfahren an dem Tag wahrscheinlich vermeiden.









Samstag, 15. November 2008

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? - Niemand! - Und wenn er aber kommt??

Man hört eher selten davon, wie gefährlich die Stadt Washington eigentlich ist. Mir war es selbst kaum bewusst, bevor ich dort hinzog, und der erste Ausflug mit dem Bus zum Supermarkt auch ziemlich schnell der Letzte seiner Art wurde. Es vermittelt einem einfach kein gutes Gefühl, wenn einen schon der Busfahrer fragt, was man denn hier will.
Abgesehen von Capitol Hill, der Gegend in der Mitte von Washington nahe des Capitols, und evtl. noch George Town, wo viele Politiker, Lobbyisten, und deren Mitarbeiter leben, möchte man in DC wirklich nicht alleine Nachts auf der Straße umherwandern. Das erschreckende ist auch, wie schnell man aus diesen "sicheren" Vierteln heraus, und in einen gefährlichen hineinwandert ist. Das typisch amerikanische Phänomen, dass die reichsten Stadtteile meistens direkt an die ärmsten grenzen, trifft wohl auch in diesem Fall zu. Bei Neuankömmlingen und Touristen sorgt dass immer wieder für nette Überaschungen, wenn diese sich zwei Straßen zu weit von ihrer Touristenattraktion wegbewegen. Wenn sie nicht gerade fassungslos oder zumindest sehr verlegen vor einer homeless shelter landen (in DC leben geschätzte 6000 Obdachlose), dann doch zumindest in einer Gegend, die so garnicht prunkvol, mächtig, prächtig und monumental aussieht wie der Teil der Stadt, in dem sie vor 5 Minuten noch waren.
Colbert I. King hat die Situation in einem Op-Ed piece in der Washington Post sehr schön zusammengefasst. Er vermittelt einen guten Eindruck von jenem Gesicht der Stadt, das die neue Präsidentenfamilie wohl nicht zu sehen bekommen wird am Beispiel einer Gegend, die nur wenige Minuten vom Weißen Haus entfernt liegt. Und wie schon gesagt, es gibt nicht viele Gegenden, die man in dieser Stadt als sicher bezeichnen kann. Das Washingtoner Police Department gibt einem auf seiner Webseite die Möglichkeit, die Verbrechensstatistiken auf einer Karte anschaulich zu machen. Wenn ich dort die Adresse meiner Arbeit eingebe (in unmittelbarer Nähe zum Capitol, in einer der "besseren" Gegenden), und mir dann die Verbrechen, die in diesem Jahr in 500 Fuß Umkreis (ca. 150m) passiert sind, anschaulich machen lasse, scheint es in der Tat so schlimm nicht zu sein: 3 Gewaltverbrechen (allerdings ohne Waffe; Glück gehabt) und 14 Eigentumsdelikte. Nun erweitere ich den Suchumkreis spaßhalber auf 1500 Fuß (ca. 457m): die Rate der Gewaltverbrechen schießt auf 35 hoch, die der Eigentumsdelikte auf 102. Während ich also den Umkreis verfdreifacht habe, haben sich die Gewaltverbrechen fast verzwölffacht (und nun waren auch einige mit Waffengewalt dabei).

Freitag, 14. November 2008

Weihnachtswunsch.

Gerade auf NPRs "All Things Considered" gehört: ein Interview mit New York Times executive editor Bill Keller, über das Buch, das die Times grade herausgegeben hat: The New York Times: The Complete Front Pages: 1851-2008. Das Interview ist sehr charmant und hörenswert, und kann auf NPRs Webseite als Podcast runtergeladen werden. Und durch das Buch habe ich jetzt auch endlich etwas, was ich auf meine Wunschliste für Weihnachten setzen kann. Liebes Christkind, kann ich bitte, bitte dieses Buch haben? Auch wenn es mich als absoluten communication studies nerd entlarvt?

Donnerstag, 6. November 2008

Einer geht noch.

Gerade ist mir doch noch was eingefallen, als ich mir das Video zu Sarah Palinanguckte, auf das bei Spreeblick aufmerksam gemacht wurde: Hätte McCain gewonnen, ich glaube tatsächlich, Kanada hätte mehr Zulauf als normal erfahren. In dem Video wird scherzend erklärt, dass die beiden Sänger nach Kanada auswandern werden, sollte Sarah Palin VP werden. Egal wie ernst es jetzt gerade diese beiden gemeint haben, es gab einige Amerikaner, für die das tatsächlich ein Thema war:
Eine Bekannte von mir lebt in einer homosexuellen Beziehung. Bei ihr zu Hause wurde mehr als einmal darüber gesprochen, auszuwandern, sollten McCain und seine Palin gewinnen. Kanada wäre natürlich das Land der Wahl gewesen, da es für sie am einfachsten wäre, dort einzuwandern, es nicht so weit weg ist, und die Sprache kein Hinderniss darstellen würde (auch wenn sie trotzdem früher oder später noch Französisch hätten lernen müssen).
Es ist wirklich traurig, wenn das einstmals freiste Land der Welt durch die Ideologie ein paar weniger seine eigenen Einwohner vergrault.
Auch andere Gespräche fallen mir ein, mit Leuten zum Beispiel, für die ein Job im Ausland nicht wirklich in Frage gekommen wäre, die nun aber doch zumindest Willens waren, nochmal darüber nachzudenken im Falle eines Sieges von McCain.
Auch wenn ich glaube, dass die wenigsten ihre Drohung tatsächlich wahr gemacht hätten, ein paar hier oder da hätten wohl den Schritt gewagt, und es wäre mit Sicherheit interessant gewesen, die Zuwanderungszahlen Kanadas über die nächsten Jahre hinweg zu beobachten. Zum Glück wird es ja nun aber doch nicht so weit kommen.

Na gut.

Ein paar Worte zur Wahl des 44. Präsidenten wären hier dann wohl doch angebracht. Viel gibt es, finde ich, nicht mehr zu sagen, es hat ja jeder, aber auch wirklich jeder, schon irgendeinen Senf dazu abgegeben.
Ich freue mich tierisch, dass Obama gewonnen hat. Hätte McCain und vor allem Palin gewonnen, ich wäre wahrscheinlich noch schneller als geplant wieder nach Europa gezogen. Aber nicht nur die Tatsache, dass McCain verloren hat, sondern die Tatsache, dass Obama gewonnen hat, und vor allem, wie deutlich er gewonnen hat, freut mich sehr. Ich hatte das Szenario ja schon vor Augen, dass es trotz aller Umfragewerte bei der Wahl knapp ausgehen würde, dass sich die Wahlauszählungen dann hinziehen würden, dass ich die nächsten Tage in der Arbeit nicht etwas ruhiger verbringen werde, sondern gestresst ohne Ende, weil sich einfach kein Gewinner feststellen lassen will. Und das war eigentlich das schöne, das schon lange vor Mitternacht Ohio an Obama ging, und damit die Wahl für McCain gelaufen war. McCain konnte Obama seine Glückwünsche aussprechen und halbwegs würdevoll von der Bildfläche verschwinden, und Obama konnte eine Rede halten, die zwar die gleichen Gefühle weckte wie seine früheren Reden - vor allem als er zu dem "yes, we can" Teil überging - die aber trotzdem nicht übermäßig pathetisch wirkte, oder versuchte, auf die Tränendrüse zu drücken. Feucht wurden meine Augen nur mal kurz, als ich Jessie Jackson da stehen sah, wie ihm die Tränenübers Gesichten rollten. Der Mann hat gelitten, unter der Gesellschaft, in der er aufwuchs.
Ich glaube auch nicht, dass Jessie Jackson heute eine Chance hätte, auch wenn Obama den Weg ein bißchen breiter gemacht hat. Obama ist für mich immer noch das Höchstmaß an schwarz, was viele hier vertragen können. Genauso wie Colin Powell, jemand, der zwar etwas dunkler ist, den man schwarz nennen kann, aber der von der Art wie er redet, von der Art wie er sich verhält, ein weißer ist. Condoleezza Rice ist die einzige wirklich dunkelhäutige, die es in die Wände des Weißen Hauses geschafft hat. Aber kann man sich nun eine Shaniqua als nächste schwarze Präsidentin vorstellen?