Freitag, 27. März 2009

Wie ein Senator versucht, Zeitungen zu retten.

Als Reaktion auf das momentane akute Zeitungssterben hat Sen. Cardin aus Maryland hat am Dienstag einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der deren Überlebenschancen erhoehen soll. Zeitungen soll es demnach erlaubt werden, als non-profit organizations (gemeinnützige Gesellschaften) zu fungieren. Unter diesem Status wäre es ihnen erlaubt, Spenden anzunehmen und Abo- und Werbeeinnahmen wären steuerfrei. Ihre politischen Präferenzen dürften sie allerdings nicht länger preisgeben.

Die Idee basiert wohl stark auf dem Prinzip, auf welchem auch NPR (National Public Radio) und PBS (Public Broadcasting Service) operieren. Beide schätze ich als Informationsquellen sehr, da die Beiträge meistens sehr gut recherchiert sind, und Nachrichtenthemen viel ausführlicher behandelt und diskutiert werden als bei ihren for-profit Kollegen. Als Nachteil fuer dieses Format sehe ich hauptsaechlich die grossen Sponsoren dieser Sender. Da ein Großteil der Finanzierung von Stiftungen stammt (z.B. der Bill & Melinda Gates Foundation), fragt man sich natürlich, wie groß der Einfluss dieser Sponsoren auf das Programm tatsächlich ist. Aber das gleiche kann natürlich von Zeitungen im momentanen Format behauptet werden. Wenn Bayer grade eine ganze Seite für Aspirinwerbung gekauft hat, ist es ja auch unwahrscheinlicher, dass ein negativer Bericht über dieses Unternehmen in der gleichen Ausgabe abgedruckt wird.

Gespannt bin ich auf alle Fälle darauf, was mit dem Gesetzesentwurf passieren wird, und vielleicht sogar noch mehr auf die Diskussion, die daraus hervorspringen wird. Eine schlechte Idee war es glaube ich nicht.

Freitag, 13. März 2009

Stewart vs. Cramer

Die Schlacht zwischen Jon Stewart und Jim Cramer fand letzte Nacht ihren Höhepunkt in Jons Show. Leider extrem geschnitten, lässt sie Jim noch blöder aussehen, als er das ohnehin schon tat. Wer möchte, kann sich das ungeschnittene Interview hier in 3 Teilen ansehen.

Donnerstag, 12. März 2009

Wenn der Auslandskorrespondent sprachlich überfordert ist.

Über den schrecklichen Amoklauf von Winnenden wird natürlich auch auf CNN fleißig berichtet. Auch Innenminister Rech wird mit seinem Zitat der angeblichen Internetbotschaft zitiert. Auf die zweifelhaftigkeit der Botschaft will ich ja gar nciht erst eingehen, aber wie so eine Meldung weitergegeben wird als handelte es sich um "stille Post" ist dann doch bemerkenswert in meinen Augen:
CNN zitiert die Botschaft nicht nur unvollständig, sondern auch fehlerhaft. Der schwerwiegendste davon ist meiner Meinung nach die Sache mit dem L und dem T...  die Antwort auf Tims Botschaft laut CNN lautete "TLL", und dann folgt für dieses Kürzel folgende Erklärung: "responded "TLL," which translates to "laughing out loud," or "I'm splitting my sides with laughter."". Alles klar? Die Antwort, die gegeben worden war, hieß LOL, auch wenn Rech erst TOL sagte, sich aber sofort selbst korrigierte. Daher vielleicht das von CNN zitierte T in TLL, wobei es das L in der Mitte natürlich immernoch nicht erklärt. Dann erklärte Rech, dass LOL soviel wie laughing out loud bedeutet, oder auf deutsch "ich lach mich kaputt". Ok, das kann man so übersetzen. Aber wie, um Himmels willen, kommt man dazu, dies dann so zurückzuübersetzen, dass am Schluss aus LOL ein TLL wird, das aber für Laughing Out Loud steht, aber soviel wie ich spalte mir meine Seite mit Lachen bedeutet? Kann man sich da nicht die Pressekonferenz nochmal kurz anschauen, oder zumindest den Screenshot des Chats nochmal angucken?
Was denkt man sich dabei, wenn man so ein Gewurschtel übersetzt? War der Korrespondent sich allen Ernstes sicher, das Zitat korrekt wiederzugeben? Oder dachte er sich es wird schon niemandem auffallen? Und was wäre die schlimmere Version?
Das kann man jetzt für banal halten, schließlich ändert es nicht an der Sache, dass viele Menschen grundlos erschossen wurden, und diese Tat offenbar zuvor angekündigt worden war. Da ich die deutsche Sprache verstehe, kann ich ja auch selbst die deutschen Nachrichten lesen, oder Pressekonferenzen mitverfolgen, und mich genauer informieren. Aber was ist mit all den Nachrichten aus Afghanistan, Iran, Irak, Israel, Afrika, wo ich die Sprache nicht verstehe? CNN ist einer der wichtigsten Nachrichtensender, und ich bin auf die Sorgfalt der Korrespondenten und Journalisten angewiesen, wenn ich mir ein Bild vom Geschehen verschaffen möchte. Danke CNN, mein Vertrauen in die Berichterstattung hat sich mal wieder um ein paar Prozentpunkte nach unten bewegt.



Zum Vergleich, der Text im Original:
"Scheiße Bernd, es reicht mir, ich habe dieses Lotterleben satt, immer das selbe - alle lachen mich aus, niemand erkennt mein Potenzial. Ich meine es ernst Bernd - ich habe Waffen hier, und ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen. Vielleicht komme ich ja auch davon. Haltet die Ohren offen. Bernd, ihr werdet morgen von mir hören. Merkt Euch nur den Name des Orts: Winnenden. Und jetzt keine Meldung an die Polizei, keine Angst, ich trolle nur."
Antwort des Chatpartners: "lol, ja is klar"


Und die übersetzte Version auf CNN:
"I'm fed up with this bloody life. Everyone laughs at me. No one recognizes my potential. I mean this seriously. I have got a weapon here and tomorrow I am going to go to my former school and give them hell. Maybe I would escape, keep your ear to the ground. You'll hear from me tomorrow morning. Just notice the name of the place, Winnenden. Don't say anything to the police."
The youth who was reading the comments didn't take the message seriously, Rech said, and responded "TLL," which translates to "laughing out loud," or "I'm splitting my sides with laughter."