Mittwoch, 8. Oktober 2008

Update.

Mit blogging war nicht viel die letzten Wochen. Das lag unter anderem daran, dass ich umgezogen bin. Raus aus der Stadt. Mal ehrlich, back home in Germany bin ich das absolute Stadtkind, in der Stadt aufgewachsen, und konnte mich auch nie mehr davon losreisen. Und als ich mein großes Abenteuer hier in den Staaten erst begann, wohnte ich eher ländlich. Das war damals der absolute Schock für mich, man konnte nirgendwo hinlaufen, regelmäßig gab es Stromausfall, und was denn nun, wenn man den Krankenwagen oder die Polizei ruft? Die brauchen ja ewig bis hier raus!! Na gut, dann ging es nach Washington, und ich hatte meinen ersten Asthmaanfall, in den Nachrichten ging es jeden Abend darum, wie viele Leute letzte Nacht erschossen wurden, und ich wurde fast arm weil ich jedem Obdachlosen etwas Geld gab. Und das waren mehr als man sich nur vorstellen kann. Dazu kommt der Gestank vom Potomac River (jedenfalls hofft man, dass er von dort kommt), die depressiven dunklen U-Bahn Stationen, und irgendwann reichts dann einfach (wussten Sie eigentlich, dass Washington auf einem Sumpf steht? Einfach mal 2km weit aus der Stadt rausfahren, und man sieht es mit eigenen Augen). Und ohne Auto hat man trotzdem verloren. Am Anfang konnte ich ja wirklich nicht verstehen, warum meine Kollgen so unglaublich weit weg von der Arbeit wohnten. Irgendwann hat's dann aber auch bei mir geklickert. Zum Glück liegt Washington - für amerikanische Verhältnisse - nicht sooo weit von der Bucht genannt Chesapeake entfernt. Und noch besser ist, dass man hier ein ganzes Haus für billiger mieten kann als in der Stadt eine Miniwohnung im kommunistischen Plattenbaustil. So, damit habe ich jetzt hoffentlich genug gemotzt.
Was gibt es sonst noch zu erzählen? Meine Damen und Herren, die Zeiten sind schlecht! Es herrscht Krieg, und jetzt ist uns auch noch das Geld ausgegangen!! Das ist sehr übel für manche, vor allem für die, die jetzt ihre Jobs verlieren. Und man muss bedenken, dass man sich eine ganze Generation herangezüchtet hat, die alles auf "credit" kauft. Sprich: haben jetzt, zahlen später. Wohl in der Hoffnung, später mal mehr Geld zu haben als jetzt. Dass das nicht immer so ist, ist vielen wohl bis jetzt einfach nicht bewusst. Ich beschwere mich ja schon seit Jahren über das Städtelayout hier (siehe oben). Ohne Auto ist man verloren, öffentliche Transportmittel fallen entweder auseinander oder sind so gut wie gar nicht vorhanden, sprich, alles ist total zerfleddert. Und in die Infrastruktur wurde schon seit Jahren nicht mehr investiert. Ein guter Grund, einen SUV zu fahren ist hier ja schon der Zustand der Straßen: manche Löcher in der Fahrbahn sind so tief, dass niedrigere Autos einfach drin stecken bleiben.
Mit all diesem Gemotze, warum bin ich eigentlich noch hier? Die Frage habe ich mir erst kürzlich selber wieder gestellt, nachdem ich mich über die Personalabteilung mal wieder geärgert habe. Ein Grund ist wohl, dass ich der Meinung bin, dass der Arbeitsmarkt nicht für meine Art von Job strukturiert ist. Wenn man in den USA etwas kann, wird das auch dann anerkannt, wenn der Lebenslauf nicht so aussieht, wie ein deutscher Arbeitgeber ihn gerne hätte: 20 Jahre jung, männlich, 5 Jahre Berufserfahrung, und bitte auch keinen Studiengangwechsel. Was noch? Hier kann ich machen, was ich will, und es interessiert so ziemlich keinen. Na gut, das wären erstmal die ersten paar Gründe, die mir direkt einfallen. Wer weiß, ob es reicht. Europa hat schon auch so seine Vorteile. Zumindest stecke ich nirgendwo fest. Und wer weiß, wohin es mich als nächstes verschlägt?

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