Samstag, 26. Juli 2008

Was mir zu Obama einfällt.

Ein paar Notizen zu Obamas Rede in Berlin:

Während ich es irgendwie für vollkommen normal hielt, dass um die 200.000 Leute erscheinen um Obama zu sehen, waren meine amerikanischen Counterparts hier in Washington vollkommen überrascht von so einem Ansturm, und saßen wie gebannt mit offenem Mund vor dem Bildschirmen.

Ein paar wenige schienen mir fast feindselig in ihrer Beurteilung, so nach dem Motto "ist doch mir scheißegal wie viele Europäer da ankommen, die dürfen schließlich eh nicht wählen". Die meisten hatten jedoch ziemlichen Respekt vor dem, was sich da in Berlin abspielte, und das Gefühl, Zeugen eines Ereignisses geworden zu sein, über das man noch öfter sprechen wird.

Ein paar Leute merkten an, dass Obama nicht die gleiche Energie aufzubringen schien wie er das sonst in Reden daheim in den USA sonst schafft. Meine Einschätzung dazu ist, dass er mit Absicht einen etwas weniger dramatischen Ton gewählt hat. Denn die meisten Leute, die sich um die Siegessäule versammelt hatten, dürfen ja tatsächlich nicht wählen. Und er hatte eine nicht ganz einfache Gratwanderung zu bewältigen:
1. Ich denke, die anwesenden Europäer waren zum Großteil einfach neugierig rauszufinden (und vielleicht auch fühlen), warum Obama es schafft, die Massen in den USA so zu begeistern.
2. Deutsche sind keine Amerikaner. Ich glaube selbst bei besten Englischkenntnissen wäre es um einiges schwieriger die Ansammlung der Deutschen in Berlin emotional so zu bewegen, dass sie alle nur noch klatschen, heulen und "yes, we can" schreien. Das ist ein Stück Politikkultur, die wir in Deutschland so nicht mehr betreiben.
3. Obama durfte uns Europäer nicht zu sehr begeistern, denn das würde bei vielen Wählern hier eher negativ als positiv aufgenommen werden.

Der letzte Punkt war mir zuerst nicht bewusst und wurde mir von Bekannten erklärt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr gelingt es mir jedoch dafür ein gewisses Verständnis aufzubringen. Wenn ein deutscher Politiker in den USA oder in Spanien oder sonstwo "zu" positiv augenommen werden würde, würde mich das auch irgendwie skeptisch machen. Ein Politiker sollte vorzugsweise im Ausland gemocht werden, aber wenn die Leute ihn (oder sie) dort mehr mögen als zu Hause, muss man dann nicht seine (ihre) Loyalität anzweifeln?

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