Freitag, 15. Mai 2009

Mehr zur Zeitungsrettung.

Endlich tut sich wieder was. Letzte Woche hielt Sen. Kerry ein hearing in dem der Cardins Gesetzesvorschlag (siehe unten) diskutiert wurde. Alles in allem eine wirklich interesssante Diskussion, nicht nur über den Gesetzesentwurf, sondern auch zum Thema moderner Journalismus insgesamt. Hier ein Auszug aus Kerrys opening statement:

"The words of Joseph Pulitzer are still true -our Republic and its press will rise or fall together. We are just talking about a new kind of press, a new media, one that Pulitzer and all the other newspaper barons of this country never envisioned. This new kind of press, this new media is going to require a new economic model, one that everyone is still trying to figure out. That is why I wanted us all to sit down and talk about it - and try to figure it out together."
Mit "together" waren nebst Senator Cardin folgende Personen gemeint:
  • David Simon (arbeitete zwölf Jahre lang für die Baltimore Sun, momentan vor allem für die TV-Serive "TheWire" bekannt): legte ziemlich eindrucksvoll dar, dass Blogger und Citizen Journalists sich wohl selbst überschätzen, und unbezahlte Freizeitreporter niemals den Platz des traditionellen Berufsjournalisten einnehmen könnten. Andererseits sei aber das Internet nicht für die mometane Krise der Zeitungen und Verleger verantwortlich, sonder die Profitgier, die auch die amerikanischen Autohersteller in die Knie zwang: "(...) my industrie butchered itself and we did so at the behest of Wall Street and the same unfettered, free-market logic that has proved so disastrous for so many American industries. And the original sin of American newspapering lies, indeed, in going to Wall Street in the first place."
  • Marissa Mayer (Vizepräsidentin von Google Search Products & User Experience), sprach u. a. davon, wie Google traffic und damit Einnahmen für Zeitungen im Internet erzeugt ("Google is doing its part by driving significant traffic to online news publishers, by helping them generate revenue through advertising, and by providing tools and platforms enabling them to reach millions of people").
  • Alberto Ibargüen (Präsident der John S. And James L. Knight Foundation, einer Organisation zur Förderung des Journalismus): besorgt, dass sich zwar jedes Schulkind mit einem Klick über die weltweite Furcht über die Schweinegrippe informieren kann, aber es gleichzeitig relativ schwer hat etwas über Korruption in der eigenen Gemeinde herauszufinden.
  • Steve Coll (ehem. Managing Editor der Washington Post) und James Moroney (Herausgeber The Dallas Morning News) sprachen über die Rolle des Journalismus im öffentlichen Leben und wie Gesetzesgebung diese Rolle unterstützen kann)
  • Und schließlich Arianna Huffington, die erklärte, dass Zeitungen sich den Zeichen der Zeit nicht länger widersetzen können, dass sie weiterleben werden (in veränderter Form), und dass die Frage, die wirklich gestellt werden sollte, nicht heißen darf "Wie können wir die Zeitungen retten?", sondern "Wie stärken wir den Journalismus - egal über welche Plattform er verbreitet wird?". (Brillanter Ansatz, wenn ich das so hinzufügen darf!)
Und wie sich das für ein hearing zum Thema Zukunft des Journalismus so gehört, kann sich die Veranstaltung auch online als Video ansehen.

Samstag, 2. Mai 2009

Beobachtung.

Es ist schon wirklich interssant, wie sehr Geld (oder der Mangel an jenem in diesem Fall) eine ganze Gesellschaft umkrempeln kann. Vor einem Jahr war das Thema "sparen" hier ungefähr so gesellschaftlich akzeptiert wie dreckige Autos und ungeschnittenes Gras im Vorgarten. Jetzt auf einmal kriege ich "recession specials" von Pizza Hut in der Post, und die Werbung im Fernsehen dreht sich gefühlte 90% darum, wie günstig dieses oder jenes Produkt ist. Vor allem Wal-Mart dreht voll auf (genau die Art von Laden, die meiner Meinung nach nit Schuld sind an dieser Krise). Sogar Kreditkarten sollen auf einmal reguliert werden! Was für eine Vorstellung, plötzlich soll es diesen Firmen nicht mehr erlaubt werden, Vertragsbestimmungen und Zinssätze rückwirkend zu ändern. Oh, wo kommen wir noch hin in diesem Land??

Freitag, 27. März 2009

Wie ein Senator versucht, Zeitungen zu retten.

Als Reaktion auf das momentane akute Zeitungssterben hat Sen. Cardin aus Maryland hat am Dienstag einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der deren Überlebenschancen erhoehen soll. Zeitungen soll es demnach erlaubt werden, als non-profit organizations (gemeinnützige Gesellschaften) zu fungieren. Unter diesem Status wäre es ihnen erlaubt, Spenden anzunehmen und Abo- und Werbeeinnahmen wären steuerfrei. Ihre politischen Präferenzen dürften sie allerdings nicht länger preisgeben.

Die Idee basiert wohl stark auf dem Prinzip, auf welchem auch NPR (National Public Radio) und PBS (Public Broadcasting Service) operieren. Beide schätze ich als Informationsquellen sehr, da die Beiträge meistens sehr gut recherchiert sind, und Nachrichtenthemen viel ausführlicher behandelt und diskutiert werden als bei ihren for-profit Kollegen. Als Nachteil fuer dieses Format sehe ich hauptsaechlich die grossen Sponsoren dieser Sender. Da ein Großteil der Finanzierung von Stiftungen stammt (z.B. der Bill & Melinda Gates Foundation), fragt man sich natürlich, wie groß der Einfluss dieser Sponsoren auf das Programm tatsächlich ist. Aber das gleiche kann natürlich von Zeitungen im momentanen Format behauptet werden. Wenn Bayer grade eine ganze Seite für Aspirinwerbung gekauft hat, ist es ja auch unwahrscheinlicher, dass ein negativer Bericht über dieses Unternehmen in der gleichen Ausgabe abgedruckt wird.

Gespannt bin ich auf alle Fälle darauf, was mit dem Gesetzesentwurf passieren wird, und vielleicht sogar noch mehr auf die Diskussion, die daraus hervorspringen wird. Eine schlechte Idee war es glaube ich nicht.

Freitag, 13. März 2009

Stewart vs. Cramer

Die Schlacht zwischen Jon Stewart und Jim Cramer fand letzte Nacht ihren Höhepunkt in Jons Show. Leider extrem geschnitten, lässt sie Jim noch blöder aussehen, als er das ohnehin schon tat. Wer möchte, kann sich das ungeschnittene Interview hier in 3 Teilen ansehen.

Donnerstag, 12. März 2009

Wenn der Auslandskorrespondent sprachlich überfordert ist.

Über den schrecklichen Amoklauf von Winnenden wird natürlich auch auf CNN fleißig berichtet. Auch Innenminister Rech wird mit seinem Zitat der angeblichen Internetbotschaft zitiert. Auf die zweifelhaftigkeit der Botschaft will ich ja gar nciht erst eingehen, aber wie so eine Meldung weitergegeben wird als handelte es sich um "stille Post" ist dann doch bemerkenswert in meinen Augen:
CNN zitiert die Botschaft nicht nur unvollständig, sondern auch fehlerhaft. Der schwerwiegendste davon ist meiner Meinung nach die Sache mit dem L und dem T...  die Antwort auf Tims Botschaft laut CNN lautete "TLL", und dann folgt für dieses Kürzel folgende Erklärung: "responded "TLL," which translates to "laughing out loud," or "I'm splitting my sides with laughter."". Alles klar? Die Antwort, die gegeben worden war, hieß LOL, auch wenn Rech erst TOL sagte, sich aber sofort selbst korrigierte. Daher vielleicht das von CNN zitierte T in TLL, wobei es das L in der Mitte natürlich immernoch nicht erklärt. Dann erklärte Rech, dass LOL soviel wie laughing out loud bedeutet, oder auf deutsch "ich lach mich kaputt". Ok, das kann man so übersetzen. Aber wie, um Himmels willen, kommt man dazu, dies dann so zurückzuübersetzen, dass am Schluss aus LOL ein TLL wird, das aber für Laughing Out Loud steht, aber soviel wie ich spalte mir meine Seite mit Lachen bedeutet? Kann man sich da nicht die Pressekonferenz nochmal kurz anschauen, oder zumindest den Screenshot des Chats nochmal angucken?
Was denkt man sich dabei, wenn man so ein Gewurschtel übersetzt? War der Korrespondent sich allen Ernstes sicher, das Zitat korrekt wiederzugeben? Oder dachte er sich es wird schon niemandem auffallen? Und was wäre die schlimmere Version?
Das kann man jetzt für banal halten, schließlich ändert es nicht an der Sache, dass viele Menschen grundlos erschossen wurden, und diese Tat offenbar zuvor angekündigt worden war. Da ich die deutsche Sprache verstehe, kann ich ja auch selbst die deutschen Nachrichten lesen, oder Pressekonferenzen mitverfolgen, und mich genauer informieren. Aber was ist mit all den Nachrichten aus Afghanistan, Iran, Irak, Israel, Afrika, wo ich die Sprache nicht verstehe? CNN ist einer der wichtigsten Nachrichtensender, und ich bin auf die Sorgfalt der Korrespondenten und Journalisten angewiesen, wenn ich mir ein Bild vom Geschehen verschaffen möchte. Danke CNN, mein Vertrauen in die Berichterstattung hat sich mal wieder um ein paar Prozentpunkte nach unten bewegt.



Zum Vergleich, der Text im Original:
"Scheiße Bernd, es reicht mir, ich habe dieses Lotterleben satt, immer das selbe - alle lachen mich aus, niemand erkennt mein Potenzial. Ich meine es ernst Bernd - ich habe Waffen hier, und ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen. Vielleicht komme ich ja auch davon. Haltet die Ohren offen. Bernd, ihr werdet morgen von mir hören. Merkt Euch nur den Name des Orts: Winnenden. Und jetzt keine Meldung an die Polizei, keine Angst, ich trolle nur."
Antwort des Chatpartners: "lol, ja is klar"


Und die übersetzte Version auf CNN:
"I'm fed up with this bloody life. Everyone laughs at me. No one recognizes my potential. I mean this seriously. I have got a weapon here and tomorrow I am going to go to my former school and give them hell. Maybe I would escape, keep your ear to the ground. You'll hear from me tomorrow morning. Just notice the name of the place, Winnenden. Don't say anything to the police."
The youth who was reading the comments didn't take the message seriously, Rech said, and responded "TLL," which translates to "laughing out loud," or "I'm splitting my sides with laughter."

Freitag, 28. November 2008

Indien.

Andrew Hammel hat in seinem Blog anlässlich der Ereignisse der letzten Tage seine eigenen Gedanken zu Indien aufgeschrieben. Auf eine Art und Weise, und mit wenigen Worten und ein paar eindrucksvollen Bildern, die mir das Land letzendlich doch noch etwas näher gebracht haben.

Ich verstehe Indien nicht. Ich hatte noch nie die Gelegenheit, diesen Teil der Welt zu bereisen, und außer den hilfreichen Menschen in Bangalore, die mir von ihrem Callcenter aus helfen wenn mein Drucker mal wieder versagt, habe ich auch keinen wirklich brauchbaren Eindruck von diesem Land. Zwischen der zerfletterten Berichterstattung, und der nagenden Frage in meinem Kopf, warum man in Deutschland von Bombay und in den USA von Mumbai spricht, war dieser Blogeintrag das Einzige, was in der ganzen Informationsflut etwas Sinn ergeben hat.
Danke Andrew.

Donnerstag, 27. November 2008

Es tut sich was.



Es wird fleißig gebaut in der Hauptstadt. Der Tag, an dem der 44. Präsident der USA eingeschworen wird, rückt schnell näher, und während Arbeiter damit beschäftigt sind, die Bühne, auf der das Spektakel stattfinden wird, zu errichten, sind die Bewohner der Stadt dabei, ihre Häuser, Wohnungen und Zimmer an Schaulustige zu vermieten. Bis zu 4 Millionen Menschen werden am 20. Januar erwartet. Das ist eine unglaubliche Menge an Menschen. In der Stadt selbst leben gerade mal eine halbe Million Menschen. Dazu kommt nochmal eine halbe Million Pendler, die in DC arbeiten, aber außerhalb der Stadt wohnen. Selbst wenn man beide Gruppen zusammennimmt, kommt man gerademal auf ein Viertel der Menschenmenge, die für Obamas Amtseinführung erwartet werden.

Ich glaube, was genau uns an diesem Tag erwarten wird, weiß niemand. Ich hoffe nur, dass es friedlich zugehen wird. Und werde U-Bahnfahren an dem Tag wahrscheinlich vermeiden.